Über den Odenwaldring in Walldürn wurde schon sehr viel berichtet und ich habe viele Fotos im Internet auch von Maicos gesehen. Dieses spornte mich an, auch an dieser Veranstaltung mal teilzunehmen.

 

Bereits Anfang des Jahres hatte ich mich dort erfolgreich anmelden können. Jetzt musste nur noch meine RS 125 in den richtigen Zustand versetzt werden, da ich bei den letzten Veranstaltungen merkte, dass die Kupplung immer mehr rutschte. Hans Hinn erzählte mir, er habe Kupplungsfedern nachbauen lassen mit einer stärkeren Wirkung. Davon habe ich einen Satz geordert und mit einem Freund umbauen wollen.

Beim Zerlegen des Motors sahen wir, dass der Kupplungskörper sich bewegte, je mehr wir abbauten umso mehr bewegte er sich. Als wir dann den Kupplungskörper ausgebaut hatten, sahen wir mit erstaunen, dass zwischen dem Kupplungskörper und der Getriebewelle keine Buchse vorhanden war. Das erklärte nun auch den „klappernden“ Kupplungskörper. Weiter erklärte das auch den Zahnausfall am Außenring des Kupplungskörpers und die Metallspäne im Getriebegehäuse!

Also nochmal Ersatzteile bestellt und einen weiteren Anlauf zur Reparatur in Angriff nehmen. Nun klappte nach mehreren Anläufen der Komplettzusammenbau. Zu guter Letzt kam die RS noch auf den Prüfstand, zum einen um die Zündung richtig einzustellen und um zu sehen wie sie läuft. Mit der Einstellung der Zündung taten wir uns schwer, da die Markierungen auf der Motoplat-Zündung nicht eindeutig waren. So kam die Zündung öfters rein und raus, bis wir es hatten.

Wir waren nun neugierig wie sie läuft, aber sie lief nicht. Sie wollte einfach nicht anspringen. So haben wir uns den Vergaser vorgenommen und siehe da, die Hauptdüse und die Leerlaufdüse waren verstopft! Was so Kleinigkeiten noch alles bewirken können!!!

Nun sprang sie natürlich an, der Prüfstand attestierte mir 27,6 PS am Hinterrad, damit kann ich zufrieden sein. Mein Freund war erstaunt über diese Leistung!

Da ich aus engen Kurven nur langsam raus kam, wollte ich meine Sekundärübersetzung noch ändern. Ein größeres Kettenrad sollte Abhilfe schaffen, welches ich mir im Winter in weiser Voraussicht schon besorgt hatte.

Jetzt kann die Rennsaison beginnen, ich war innerlich entspannter, da die RS problemlos läuft. Ein paar Tage vor dem Renntermin sah im Internet auf dem hemepage des Klassik Motorsport, dass Freia und Peter Klink sich zum gleichen Rennen (Regulary 1) angemeldet hatten. Bei der Regulary 1 handelt es sich um ein Gleichmäßigkeitsrennen, bei dem die Fahrer möglichst gleichmäßig ihre Runden fahren. Natürlich wird dann versucht möglichst ‚gleichmäßig schnell‘ zu fahren.

Nachdem ich Peter nun im Internet gesehen hatte, hatten wir uns kurzgeschaltet und wir hatten einige Tipps ausgetauscht, so dass wir auch gemeinsam an der Strecke stehen können. Peter hatte dort schon einen Stammplatz dort, wie sich später für mich herausstellte, war es ein guter Standort. Er war etwas abgelegen, es kam nicht jeder dorthin, somit war die Ecke etwas ruhiger und wir hatte einen eigenen Einlass zur Stecke.

Durch meine weite Anreise bin ich schon am Donnerstag hier losgefahren, um am Freitag früh dort zu sein. Alles lief nach Plan. Freia und Peter waren noch früher losgefahren und so konnten wir uns anmelden, die Maicos abnehmen lassen und uns für ein paar Tage dort einrichten.

Einen Transponder habe ich mir dort ausgeliehen, da ich selber keinen besitze. Eine Halterung dafür hat mir René ausgeliehen und die Befestigungskabelbinder hat mir Peter gegeben. So lerne ich jedes mal bei einem Rennen was dazu, was alles so fehlen kann …!

Thomas und René Siebig waren auch schon dort, sie fuhren sonst immer mit Maico RS 125, aber in Walldürn wollten sie mit Honda und Yamaha fahren. Sie fuhren in anderen Klassen, da die Motorräder größer und neuer waren.

Für Freitagnachmittag waren bereits Trainingsläufe angesetzt, Freia und Peter hatten sich angemeldet. Ich nicht, da ich dachte, man fährt dort einmalig vielleicht 15 Minuten. Aber sie fuhren nicht einmalig, sondern hatten vier Läufe. Hätte ich nicht gedacht, aber so weiß ich für das nächste Mal schon mal, was auf mich zukommt.

Ich hatte nun etwas Zeit, mich im Fahrerlager umzusehen. Es waren noch weitere Maicos dort. So hatte Toby Hogenhout seine Maico RS 125 Flachrad mit Wasserkühlung und seine RS 250 mitgebracht. Er wollte bei den Präsentationsläufen mitfahren.

 

Das Maico-Team Niedderer war mit zwei Maicos am Start, eine MD 250 umgebaut mit einem MC 490-Motor und einer MD 250 RS.

Thomas Körner war mit einer Maico MD 250 RS und einer weiteren Rennmaschine angereist. Er fuhr somit in zwei verschiedenen Klassen.

 

Peter Schenk hatte seine Cup-Maico mitgebracht und war für mich natürlich was Besonderes, da ich ja auch eine Cup-Maico habe. Er fuhr mit seiner Maico recht flotte um den Kurs, beim Rennen ist er leider gestürzt, Peter ist nichts passiert, aber leider waren die Gabelholme etwas gebogen. Über Nacht hatte er nun eine neue Gabel montiert und konnte am Sonntag wieder fahren. Aber beim letzten Rennen musste er wegen Zündaussetzer aufgeben.

Zwischen meinen Exkursionen im Fahrerlager habe ich mich als „Anschieber“ bei Freia und Peter nützlich gemacht. Manches mal reichte meine Kondition nicht aus.

 

Am Freitagabend haben wir alle nett zusammen gesessen. Freia hatte leckeren Salat in mehreren Varianten (u. a. schwäbischer Kartoffelsalat) serviert. Toll! Stilecht hatte Peter Klink auch einen Kerzenleuchter und „Maico-Krüge“ hergezaubert. Es muss für die Vorbeikommenden ein sagenhaftes Bild ergeben haben. Zur späteren Zeit wurden natürlich die Kerzen angesteckt! So konnten wir den Tag mit alkoholischen (süddeutschem und norddeutschem Bier) und nichtalkoholischen Getränken ausklingen lassen.

Am Sonnabend früh (8.00 Uhr!!!) begann nun der erste Trainingslauf für mich. Freundlicherweise hatte mich Peter kurz nach 7 Uhr geweckt, da ich noch nicht hoch war: Danke Peter. Über Nacht waren die Temperaturen soweit abgesunken, dass noch Raureif sichtbar war. Das hieß aber auch, die Maicos sind abgekühlt und das Anwerfen könnte länger dauern. Und so kam es dann auch, die RS 250 von Freia wollte noch nicht anspringen. Sie konnte erst auf der Startmaschine zum Leben erweckt werden. Genauso ging es meiner RS 125 auch. Sie sprang erst auf der Startermaschine an. Aber dann lief sie auch gut.

 

Auf der Strecke lief die RS sehr gut. In den Kurven lief sie nun erwartungsgemäß auch gut (wegen der geänderten Übersetzung). So konnte ich mich auf die Strecke konzentrieren und mir die Ideallinie rausfahren. Im Laufe der Runden wurde ich dann flüssiger. Am späten Vormittag zum zweiten Trainingslauf wurde mein Fahrstil noch flüssiger, die Kurven konnte ich nun noch großzügiger fahren.

Zum Wertungslauf am Nachmittag mussten wir in Startaufstellung in den Vorstart. Da ich ja ein relativ „kleines“ Rennrad fahre, war ich natürlich etwas langsamer unterwegs und musste mich weiter hinten aufstellen. Wir waren zwei Runden zum Warm fahren unterwegs und an Start und Ziel mussten wir uns ein weiteres Mal in Startaufstellung aufstellen. Nun ging das Rennen los. Die schnellen Bikes waren vorne weg und ich konnte meine Runden in meinem Tempo fahren. Die RS lief sehr gut. Teilweise drehte sie bis 12.000 U/min bis irgendwann der Drehzahlmesser ausfiel. So fuhr ich „nach Gehör“ weiter. Ziemlich am Ende der Zeit lahmte meine linke Hand vom andauernden runter und hoch schalten, da ich immer die Kupplung benutzte. Da dachte ich auch an Freia, die mir genau dieses vorher von ihr erzählte.

 

Gegen Mittag tauchte „Waldi“ Nieser auf. Er klopfte mir vorsichtig an den Rücken. Kurze Zeit später war auch Patrick Richter anwesend. Patrick hatte mir meine 4 bei ihm gebunkerten Maico-Fahrräder mitgebracht. Nun habe ich insgesamt mehr Maico-Fahrräder als motorisierte Maicos!

Toby Hogenhout aus Holland ist bei einem Präsentationslauf mit Benzinzufuhrproblemen liegengeblieben. Durch das lange stehen der Maico hatte sich der Benzinsieb zugesetzt und im Laufe des Rennens dann immer mehr zugesetzt, bis nichts mehr ging.

 

An diesem Abend wurde der Grill angeworfen, Freia und Peter hatten leckeren schwäbischen Kartoffelsalat und grünen Salat vorbereit. Alle gemeinsam konnten wir die zusammengetragenen Leckereien verspeisen.

Am Abend war eine Fahrerbesprechung und Siegerehrung vorgesehen. Als wir dann pünktlich zur Fahrerbesprechung am Hangar eintrafen, fand die Siegerehrung statt. Freia konnte ihren ersten Pokal für den 4. Platz in Empfang nehmen. Ich meinen ersten Pokal für den 7. Platz und Peter Klink den Pokal für seinen 9. Platz. Von den 14 Fahrern haben 3 Maico-Fahrer einen Pokal erhalten, eine tolle Leistung für das ‚MAICO Classic Racing Team‘! Insgesamt hatten die 10 besten Fahrer ein Pokal erhalten, 3 davon für Maico-Fahrer – ein super Ergebnis von 30 % für MAICO!

 

Gefeiert wurde standesgemäß anschließend mit Sekt! Den Abend haben wir dann bei unseren Maicos weiter gefeiert und zu späterer Stunde ausklingen lassen.

Der Sonntag begann mit dem „Warm up“, aber zum Glück nicht vor dem Aufstehen, sondern erst um 8.50 Uhr. Die Maicos sprangen besser an als am Vortage. Auch hier konnte ich gut meine Runden drehen und musste nach Gehör fahren, da ich den Fehler des nicht funktionierenden Drehzahlmessers nicht finden konnte.

Am späteren Vormittag war dann das eigentliche Rennen über 25 Minuten angesetzt. Ich hatte das gar nicht so intensiv auf der Rechnung, wollte eigentlich nur „fahren“. Wie schon am Vortag mussten wir in Startaufstellung in den Vorstart, zwei Runden fahren und uns wieder am Start und Ziel in Startaufstellung aufstellen. Die Fahnen senkten sich und das Rennen begann. Die schnellen Renner waren wieder vorne und ich ziemlich hinten. Aber wie schon am Vortag konnte ich meine Runden drehen, immer runterschalten, Kurve und wieder hoch schalten. Meine RS lief wie ein Schweizer Uhrwerk! Mein Drehzahlmesser war immer noch defekt, so fuhr ich die ganze Zeit nach Gehör. Auf der Geraden konnte ich immer gut Gas geben, ein super Gefühl mit so einer kleinen echten Rennmaschine Gas zugeben. Ich war immer wieder begeistert, wie sie aus der Kurve im richtigen Gang abgeht. Jetzt bewährte sich auch der Wechsel des Kettenrades auf ein größeres, das war die richtige Entscheidung!

Gegen Ende des Rennens überholten mich die schnellen Spitzenfahrer, einer nach dem anderen. Auch Peter Klink fuhr an mir vorbei. Aber auch ich durfte ein gelbes Fernostprodukt überholen. Ich war zufrieden mit dem Rennen, nur konnte ich gar nicht einschätzen, wie ich abschneiden würde.

Nachdem wir wieder in unserer Maico-Box waren kamen schon über Lautsprecher die Ergebnisse durch. Leider konnte ich sie nicht verstehen, da ich noch meinen Helm auf hatte. Aber Thomas und René sagte, dass Peter Klink den 1. Platz gemacht hat und Freia auf Platz 9 liegt. Über meine Person hatten sie nichts gehört.

Nach dem Klamottenwechsel ging ich dann langsam zum Rennbüro und zum Duschen. Im Rennbüro hängten sie gerade die Rennergebnisse aus, Peter Vagt auf den 3. Platz! Ich konnte es nicht glauben …! Ich hatte zum zweiten Mal einen Pokal gewonnen und meinen ersten Podestsplatz …!?! Es war so unglaublich, ich hätte nie mit so etwas gerechnet und hatte auch gar nicht daran gedacht! Aber wie sagte bereits René am Sonnabend: „Wenn man mit einer Maico antritt, muss man mit einem Pokal rechnen!“ Wie war – wie war!

In der Mittagspause wurde dann die Siegerehrung vollzogen. Tatsächlich, ich stand auf dem Siegertreppchen für den 3. Platz. Peter Klink neben mir auf den 1. Platz! Freia lag leider dieses mal etwas zurück auf den 9. Platz. Wir erhielten ein Pokal und eine Medaille. Wenn von 16 Fahrern 3 Maico-Fahrer einen Pokal erhalten, halte ich es für eine sehr erfolgreiche Leistung. Wenn auch noch 2 davon auf dem Podest stehen, waren die Maico-Fahrer im ‚Maico Classic Racing Team‘ eine der erfolgreichsten Fahrer in Walldürn! Glückwunsch! Auf dem Siegerpodest standen somit 66 % Maico-Fahrer, insgesamt hat das Maico Classic Racing Team wieder 30 % der Pokale abgeräumt! Traumhafte Ergebnisse!

 

Da wir in unserer Klasse fertig waren, habe ich meine Sachen zusammengepackt und mich noch auf den Weg in meine Heimat gemacht. Mir war klar, dass das eine anstrengende Fahrt wird, da ich ja schon zwei Rennen gefahren bin. Mit kleinen Staus war ich abends um 20.20 Uhr wieder Zuhause. Von meiner Kondition her habe die Fahrt auch gut verkraftet.

Am nächsten Tag habe ich den Wagen ausgeladen. Bei meiner RS das Benzin abgelassen und die RS durchgecheckt, sowie die RS geputzt. Dann fand ich auch den Fehler, warum der Drehzahlmesser keine Funktion mehr hatte, ein Kabel hatte ich von der Zündspule gelöst! Dieses konnte ich vorher nicht sehen, da die Verkleidung die Sicht behinderte.

Es war ein sehr tolles Wochenende, das Wetter hat gepasst und nette Leute überall. Mensch und Maschine sind heil geblieben! Gerne kommen wir wieder nach Walldürn zum Odenwaldring, ein Wallfahrtsort der Rennenthusiasten!

Peter Vagt