Auf dem Sachsenring wurde offiziell ein Jubiläum gefeiert:

 „95 Jahre Sachsenring“

Unser Neuzugang im „Maico-Racing-Team“, Christian hatte bereits Monate vorher recherchiert und herausgefunden, dass am 9.07.1972 auf dem Sachsenring beim letzten internationalen Weltmeisterschaftslauf vor dem Fall der Mauer in der 125 ccm-Klasse Börje Jansson (ehemaliger Maico-Werksfahrer) auf Maico diesen Lauf gewann.

Börje Jansson hatte seine Maico damals selbst optimal mit einem Gardner-Vergaser verfeinert. Zugleich war dieser Sieg der 1. GP-Sieg auf einer Maico überhaupt! 

Börje Jansson 1972, erster GP-Sieg auf Maico RS 125
Börje Jansson 1972, erster GP-Sieg auf Maico RS 125

Dies sollte nun auf der „ADAC Sachsenring Classic 2022“ gebührend gefeiert werden. Christian hatte Kontakt zu Börje Jansson, der mittlerweile schon 79 Jahre alt ist, aufgenommen und hatte die Auskunft von ihm bekommen, wenn es ihm gut gehe, werde er zum Sachsenring kommen.

Um in großer Runde zu feiern und natürlich auch zu fahren. hat Peter K. dann alle interessierten Maico-RS-Fahrer aktiviert und in Zusammenarbeit mit Rainer Pommer vom Auer MSC einen MZ/Maico-Sonderlauf organisieren können. Die Zahl der teilnehmenden Maico-Fahrer stieg mit jedem Monat an. Auch ich konnte noch mit Glück durch meinen Arbeitgeber frei bekommen und meine Anmeldung absenden. 

Der zweifache deutsche Meister der 125 ccm-Klasse Walter Koschine konnte auch für dieses Event gewonnen werden und hat seine Teilnahme bestätigt. Walter Koschine war immer auf der Seel-Maico unterwegs. Er war 1976 und 1978 deutscher Meister in der Klasse bis 125 ccm.

 

Walter Koschine Seel Maico
Walter Koschine deutscher Meister 1976 auf Seel Maico

Kaum zu glauben aber wahr, „unser“ und ehemaliger Maico-Werksfahrer Peter Frohnmeyer, der Juniorenpokal-Gewinner von 1972 auf Maico hatte auch zugesagt, mit einer Maico RS 125 seine Runden zu drehen. Leider hatte Peter alle seine Maschinen vor Jahren schon verkauft. Wolfhart Krischke stellte nun seine Maico RS 3 (Prototyp, der von 7 gebauten) dem Peter zur Verfügung. Die Reifen wurden erneuert, da sie bereits über 10 Jahre alt waren und sonst sollte alles technisch in Ordnung sein.

Peter Frohnmeyer 1972 auf Maico RS 125 Flachrad
Peter Frohnmeyer 1972 auf Maico RS 125 Flachrad

Heinz Paschen. ist extra aus Kalifornien/USA mit seiner Frau angereist, um mit seiner originalen Maico RS 125 an dem Classic-Rennen teilzunehmen. Schon in seinen jungen Jahren hatte Heinz P. mit seiner Maico RS 125 auf Bergrennen und anderen nationalen und internationalen Rennen teilgenommen.

Heinz Paaschen 1977 auf seiner Maico RS 125
Heinz Paaschen 1977 auf seiner Maico RS 125

Das „Maico-Racing-Team“ sollte nun aus 15 Fahrerinnen und Fahrer bestehen: Börje Jansson, Walter Koschine, Peter Frohnmeyer, Heinz Paschen., Horst B., Christian D., Wolfgang E., Thomas G., Freia K., Peter K., , Ralf R., Peter S., Thomas S., Willi St., Peter V..

Unsere Maicos sollten in einem Zelt zusammen mit den MZs ausgestellt werden.

Um die Geschichte unserer Maicos besser präsentieren zu können, hatten wir uns überöegt die Motorräder mit 2 Roll up´s zu flankieren. Ein Bekannter mit einer Werbeagentur konnte mir die Vorlagen dazu gestalten, die wir rechtzeitig bekommen sollten. 

Die RS 125, auf der Peter Frohnmeyer fahren durfte, wurde unter dem Dach von „Amicale Spirit of Speed“ ausgestellt. Um die Geschichte dieses besonderen Motorrads zu würdigen, hatte sich Christian am Wochenende vor dem Rennen noch hingesetzt und 2 Roll up´s mit Auszügen aus der Story „Schwabenstreich“ von Winni Scheibe gestaltet. Bei Layout und Fotos konnte ich unterstützen und so wurden diese Roll up´s noch in letzter Minute fertig um das Motorrad in der Boxengasse speziell zu präsentieren.

Zum Glück war ich nicht mehr so aufgeregt wie bei meinem ersten Rennen nach der Corona-Zwangspause, da ich schon in Walldürn und in Schleiz gestartet war. So ging bei mir vieles schon in Routine über und in meinem neuen Transporter hatten die Dinge schon ihren Platz.

Am Donnerstag den 14.7.22 konnte ich dann gegen 7.30 Uhr starten und war kurz vor 14.00 Uhr am Welcome-Center des Sachsenring. Dort reihte sich schon eine lange Schlange auf, um ab 14.00 Uhr das begehrte Einlassticket zu bekommen. Freia und Peter K. konnte ich schon in der Schlange begrüßen, Ralf stand relativ weit vorne in der Schlange und er berichtete mir, dass er dort seit 11.00 Uhr gewartet hat. Nach einer dreiviertel Stunde war ich auch dran und durfte ins Fahrerlager.

Dort wurde ich vom „Maico-Team“ erwartet und auf meinen Stellplatz eingewiesen. Unsere Zelte wurden rasch aufgebaut und wir haben uns dort gut eingerichtet. So langsam füllte sich dann das Fahrerlager. Ab 16.00 Uhr durften wir zur technischen Abnahme. Doch ohne das Datenblatt geht es nicht. Dieses mussten wir uns aus Box 0 im Fahrerlager 1 holen. Also wieder Schlange stehen und gute und teilweise „aufregende“ Gespräche führen. 

So ging es für mich nach einer kleinen Regenschauer zur technischen Abnahme und ich bekam meine Plakette. Der Weg zur Rennstrecke war für mich nun frei.

Leider hatte Börje Jansson seine Teilnahme kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Dieses war sehr schade. Auch Walter Koschine musste wegen Corona pausieren und Peter Sch. konnte leider aus gesundheitlichen Gründen auch nicht kommen. Dieses ist für so eine kleine Truppe ein hoher Ausfall, nun schrumpfte die Maico-Truppe auf 12 Fahrer.

Walter Koschine, hier 2017 in Zschorlau
Walter Koschine, hier 2017 in Zschorlau (Copyright Peter Vagt)

Am Donnerstagabend ging es noch zur Fahrerbesprechung ins Fahrerlager 1 um zu erfahren, wie wir vom Fahrerlager 2 auf die Rennstrecke und wieder zurückkommen. Anschließend konnte der Abend auf dem Sachsenring langsam ausklingen. 

Am Freitag durften wir zusammen mit den MZ´s zweimal auf die Strecke. Einmal um 10.20 Uhr und einmal um 13.29 Uhr. Alle waren vorbereitet und waren voll motiviert. 10 Minuten vor dem Start sollten wir im Vorstart sein und alles klappte gut. Das Wetter spielte mit und alle konnten gut ihre Runden drehen – bis auf einen, Peter Frohnmeyer auf der Maico RS 3 ist mit Kolbenklemmer und losem Rückdämpfer nach der 1. Runde ausgefallen.

Test, Peter Frohnmeyer auf Maico RS 3
Test, Peter Frohnmeyer auf Maico RS 3 (Copyright Peter Frohnmeyer)

Nun war etwas Pause angesagt, weil die anspruchsvolle Strecke alle erstmal verdauen mussten. Auch ich war schon mal auf dem Sachsenring, aber das ist bereits 6 Jahre her. Aber ich wusste noch, dass das Omega so seine Tücken hat.

Zum Nachmittagslauf ging es dann etwas geschmeidiger zu fahren. Auch die Neueinsteiger auf dem Sachsenring wie Christian und Wolfgang fanden besseren Anschluss. Die kurvenwechselvolle Strecke hatte es immer noch in sich und ich musste immer noch gut aufpassen. Die erfahrenen Maico-Fahrer wie Heinz P. oder Willi St. haben mich überrunden können. Leider war Peter Frohnmeyer wieder ausgefallen mit der Leihmaschine von Thomas S..

Thomas S. hatte die Maico RS 125, die Peter Frohnmeyer 1972 fuhr, wiedergefunden und perfekt restauriert. Diese hatte er als Ersatzmaschine Peter Frohnmeyer angeboten damit auf dem Ring zu fahren, da die RS 3 ja ausgefallen war. Nach zwei Runden war dann leider der Kühlerstutzen abgefallen und das Kühlwasser hat Peter seinen Kombi eingenässt, so dass er dann vorzeitig ins Fahrerlager gefahren ist.

Kühler mir abvibriertem Stutzen
Kühler mir abvibriertem Stutzen

Die RS 125 von Thomas S. lief auch nicht zufriedenstellend, die ruckelte manchmal. 

Die rote „WN-Maico“ von Christian D. wurde zu einem Auslaufmodell. Zuerst lag der Verdacht auf defekten Benzinhahn. Dann stellte sich heraus, dass der Tank am hinteren unteren Ende offensichtlich undicht war und dort etwas Benzin rauslief. So musste er seine gelbe Maico RS 125 startklar machen und noch zur Abnahme vorführen. Auf seine gelbe Startnummerntafel konnten leider keine weißen Zahlen geklebt werden (das hätte gar nicht gut ausgesehen) also mussten schwarze Ziffern her. Christian D. hörte sich im Fahrerlager um und konnte sich Startnummern in Schwarz kostenfrei beim ADAC in Box 0 abholen. Somit war er wieder startklar.

Abends wurde gegrillt und es gab schwäbischen Kartoffelsalat mit norddeutschen Kartoffeln und selbstgemachten Gurkensalat von Thomas G. nach seinem Rezept.

Thomas S. machte sich rar und war viel an der RS 125 von Peter Frohnmeyer am Schrauben. Es ließ ihn nicht in Ruhe, dass der Kühlerstutzen abgefallen war. Nun war es an der Zeit diesen wieder anzulöten, aber wie ohne Lötkolben? Thomas S. ging durch das Fahrerlager und lieh sich von einem anderen Fahrer einen Lötkolben aus und von einem anderen Fahrer auf der anderen Seite Lötzinn. So konnte das Problem gelöst werden. Bei uns im Fahrerlager war es etwas windig und so entschloss man sich, unter dem Tisch mit Pappkarton eine windstille Ecke zu bauen und dort zu löten. Thomas S. als KFZ-Mechaniker, Horst als Klempnermeister und Thomas G. als KFZ-Mechaniker-Meister waren prädestiniert, dieses Problem zu lösen. Bei diesem „Fachpersonal“ konnte sich das Ergebnis sehenlassen. Am Abend war der Kühler wieder eingebaut.

 

„Maico-Sofort-Reparatur-Service“: Thomas G. als KFZ-Mechaniker-Meister, Thomas S. als KFZ-Mechaniker, Horst B. als Klempnermeister im Einsatz unter dem Tisch
„Maico-Sofort-Reparatur-Service“: Thomas G. als KFZ-Mechaniker-Meister, Thomas S. als KFZ-Mechaniker, Horst als Klempnermeister im Einsatz unter dem Tisch! (Copyright Freia Klink)

Am Samstag waren wir früh auf der Rennstrecke. Um 8.44 Uhr war unser Lauf. Wieder fuhren wir mit den MZ´s zusammen. Einerseits war es noch nicht so warm, das war gut, aber ohne Frühstück war auch nicht so gut. Der Rest des Tages stand „zur freien Verfügung“, bis auf die Fototermine. 

Maico-Fahrer Ralf  ist frühzeitig ausgeschieden, da er nicht mehr mit seiner gelben Maico schalten konnte. Ralf hat den ganzen Nachmittag an seiner RS geschraubt. Doch nachher hat er seine silberne genommen, da aus dem Getriebe metallische Geräusche zu hören waren. An seiner silbernen RS musste er nur den Vergaser umschrauben und dann konnte er wieder starten.

Der erste Fototermin war für 13.00 Uhr angesetzt, zusammen mit den MZ´s vor dem gemeinsamen Zelt. Heinz Rosner, der letzte Werksfahrer von MZ, wurde verabschiedet und hat es sich nicht nehmen lassen, zu diesem Pressefoto zu den MZ/Maico-Fotoaufstellung zu kommen. Sogar die Presse dort hatte viel Fotos aus den verschiedensten Perspektiven erstellt. Nach meiner Regenapp hätte es etwas nieseln können, aber zum Glück war es trocken.

: Maico-Fahrer-Aufstellung (alle 12 Maico-Fahrer) mit MZ Legende Heinz Rosner und MZ Rennfahrern
: Maico-Fahrer-Aufstellung (alle 12 Maico-Fahrer) mit MZ Legende Heinz Rosner

Am Samstag, frühen Nachmittag, kam noch Hans Hinn (ehem. Techniker im Versuch bei Maico) und gab noch Tipps zur Vergasereinstellung für die Ersatzmaschine von Thomas S..

Hans Hinn begutachtet die „Roll up´s“ für die Maico RS 3.
Hans Hinn begutachtet die „Roll up´s“ für die Maico RS 3

In den Fahrerlagern waren viele Starter zu zählen, so waren über 650 Maschinen mit Fahrer und Beifahrer bzw. Mechaniker gekommen. Den anschließenden Pressemeldungen war zu entnehmen, dass über 35.000 Zuschauer dort gewesen waren. Wir sind natürlich auch durch die Fahrerlager gezogen und haben uns die Rennen der „Legenden“ und viele weitere interessante Rennen angesehen. 

Leider musste sich Heinz Paschen mit Frau schon gegen Mittag verabschieden, da sie wieder nach Hause mussten.

Unseren zweiten Fototermin hatten wir locker für 17.00 Uhr eingeplant. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wetterverhältnisse besser. Alle Maschinen mit Fahrer hatten sich vor dem „Maico-Bus“ aufgereiht, ein sehr historischer Moment. Es gab schon mal so ein ähnliches Foto mit den damaligen Maico-Fahrern vor ca. 20 Jahren in Magione/Italien. Die Idee für dieses Foto kam von Peter Frohnmeyer. Die Fahrer sind jetzt natürlich andere wie damals. Natürlich ist die Qualität der heutigen digitalen Kameras auch besser geworden. Dieser Fototermin vor dem Maico-Bus hat im Fahrerlager einiges an Aufsehen erregt. Viele Besucher nutzten auch die Gelegenheit Fotos mit Fahrer und Maschine vor dem tollen Hintergrund zu machen.

Maico-Racing-Team 2022 vor dem Maico-Bus
Maico-Racing-Team 2022 vor dem Maico-Bus (Copyright Peter Frohnmeyer)

Der Rest des Tages war mit vielen Fachgesprächen belegt.

An unserem letzten Tag auf dem Sachsenring ging es um 13.22 Uhr wieder auf den Ring. Leider konnte Wolfgang E. nicht mitfahren, da seiner RS 125 die Luft nicht in einem Reifen halten konnte. Bei den vorangegangenen Rennen war alles in Ordnung, aber beim letzten Rennen sollte er nicht mehr fahren dürfen. Peter Frohnmeyer hatte die Idee, dass die Maico´s zumindest in der ersten Runde in einem Pulk fahren. So sehen die Zuschauer die Maicos besser und wir konnten „unter uns“ fahren. Peter Frohnmeyer bekam die reparierte Maico RS 125 mit neu abgestimmtem Vergaser. 

Das Fahren in der Maico-Gruppe machte sehr viel Spaß. Die 250er RS-Maicos vorne weg und die 125 RS-Maicos hinterher, war schon eine tolle Idee. Leider ist Ralf mit Leistungsverlust ausgefallen, sein Auspuff war leider gerissen.

 Christian D. beklagte Leistungsverlust gegenüber seiner roten „WN-Maico“. Ich gehe davon aus, dass der Auspuff nicht der richtige ist und er einen anderen Resonanzkörper braucht.

Aber Peter Frohnmeyer war mit seiner alten Maico RS 125 zufrieden. Sie lief zuverlässig wie ein Uhrwerk. Er hatte mich bei Start und Ziel überholt, aber ich konnte nicht dranbleiben, da seine Maico ein paar PS mehr hat.

Peter Frohnmeyer auf seiner Ex-Maico RS 125 Flachrad, 2022 auf dem Sachsenring
Peter Frohnmeyer auf seiner Ex-Maico RS 125 Flachrad, 2022 auf dem Sachsenring (Copyright Rennschmidt)

Insgesamt waren alle mit dem „Maico-Racing-Wochenende“ zufrieden. Vom Fotoshooting über Schrauben und Fachsimpeln war alles vorhanden. Die Ausfälle der Maschinen waren ja nur eine Randerscheinung, die meisten Maicos haben problemlos durchgehalten, so wie wir es gewohnt sind. Alle hatten zum Abschluss der Veranstaltung ein Grinsen im Gesicht und es hat allen sichtlich gut gefallen.

Nach der großen Verabschiedung, dem Abbau von Zelten und Einpacken der Maico war ich am Sonntag um 21.30 Uhr wieder in meiner Heimat in der Nähe der Ostsee. Es war ein sehr schönes Wochenende, da werde ich mich noch sehr lange dran erinnern.